Neulich beim Rollenspiel

Wissenschaftliches Tagebuch von Aiden Cottlestone, Redi, 21. Secundus 1668

Oh, welche Ungerechtigkeit! Was für eine grausame Boshaftigkeit der Natur! Morgen wird in der Entdeckergilde in Charouse, wo wir am letzten Guerdi endlich wieder angekommen sind, ein Vortrag gehalten! Ein Vortrag über antike Kommunikation im Allgemeinen und die Kommunikationstechniken der Syrne im Besonderen. Das Ganze wird voraussichtlich am Beispiel einer dem aufmerksamen Leser bereits bekannten Schatulle aus Holz und einem unbekannnten Material exerziert werden: Eben jenem Kistchen, welches dem Comte de la Roque von de Pélletier oder seinen Spießgesellen schändlich gestohlen wurde!

Und welcher Crétin würde sich ohne zu zögern für ein solch übles Possenspiel hergeben und das unverdiente Lob der versammelten montaignischen Wissenschaft einheimsen ohne auch nur den Hauch einer eigenen Nachforschung betrieben zu haben oder gar eine Frage nach der moralischen Integrität der Forschung zu stellen? FARNSWORTH!!! Wer denn auch sonst!? Extra aus Avalon übergesetzt… große Geheimhaltung… ungemein aufsehenerregend, erzählt man an der Akademie – man möchte brechen!!!

Natürlich wohnt Farnsworth auch bei de Pélletier, außerdem der Chévalier de Molineux und wahrscheinlich auch diese blonde Cosette, die Grégoire halbtot geschlagen hat. Jésus beschattet den Admiral und die seinen. Ich kann nur hoffen, dass er Umsicht walten lässt. Als Castillier jedenfalls handelt er für gewöhnlich alles andere als unauffällig! Apropos Grégoire: Dieser ist gestern nicht zurückgekehrt zum Haus des Comte. Er hatte einen Brief bekommen und hat sich rasch aufgemacht. Wahrscheinlich zu seinen geliebten Musketieren oder so etwas. Gut, dass niemand von seinen kleinen Abenteuern mit Gregor, Jésus und mir weiß, sonst könnte er schnell im Karzer landen. Wobei sein Kopfgeld zwischenzeitlich derart erhöht worden ist, dass man fast über eine Auslieferung nachdenken könnte – wenn man kein avalonischer Ehrenmann wäre, natürlich.

Ich selbst habe mich in den vergangenen Stunden der Suche nach einem Startpunkt der kommenden Expedition gewidmet. Damit werde ich Farnsworths kommenden kleinen Monolog verblassen lassen (wobei ich immer noch an seinem Wissen über den Übertragungsmechanismus zweifele!), Endlingen muss der Startpunkt jeglicher Expedition sein, soviel steht fest! Zuviel will ich aber nicht preisgeben, denn wie es scheint, hatte der arme de Groot mächtige Feinde, die gern auch einmal rot tragen. Sollte mein Tagebuch in deren Hände fallen, so sollen sie zumindest nichts davon haben! Schon Sperber hat es damals so gehalten.

Nun wird es allerdings Zeit, sich anzukleiden. Schließlich will auch ich nicht Farnsworths Vortrag verpassen – und wenn irgend möglich das Kästchen wieder seinem rechtmäßigen Besitzer übergeben.


Sprüche und Übersicht unserer Rollenspiel-Runden
Homepage Stefan Bohnsack, 2008