Neulich beim Rollenspiel

Wissenschaftliches Tagebuch von Aiden Cottlestone, Guerdi, 12. Tertius 1668

Es ist eine gute Weile her, seit ich Zeit und Muße fand, diese leeren Seiten zu füllen. So viel ist seitdem geschehen, dass ich nicht weiß, an welchem Punkt ich beginnen soll. Wir – und die tapfere Crew der Median – haben das Sommerhaus de Pelletiers nahezu in Schutt und Asche gelegt, ich selbst gab dem schändlichen Massi den Todesstoß auf dem höchsten Turme. Grégoires ehemalige Liebschaft stürzte sich in den Tod, nachdem de Molineux durch Grégoires Hand sein Ende fand. Nicht, ohne das Kästchen in den Zwischenraum zu werfen. Daneben die großen Verheißungen aus Mannhart Sprerbers Tagebuch, die mich im Innersten erschaudern lassen! Tief im Lockhornwald liegen die Ruinen, in denen Ruhm und Wissen zu finden sind.

Wobei ich den Forst mittlerweile zur Genüge kenne, schließlich habe ich die anderen auf dem Weg gen Castille mitten hindurch geführt. Höchst interessante und grauenerregende Kreaturen hausen dort. Wir fanden in einer Ruine ein Mädchen, das nicht spricht und durch das Böse im Lockhornwald verstört wurde. Mit viel Geduld versuche ich, ihr Inneres zu erreichen, aber meine Bemühungen sind nur von mäßigem Erfolg gekrönt. Ich hoffe, sie – ich nenne sie mangels eines anderen namens Lydia – war nicht zu lang allein im Forst. Beim fahrenden Volk, mit dem wir just in die Vaticinische Stadt gekommen sind, scheint sie sich zumindest wohler zu fühlen als in dem Kloster, in welchem einstmals Sperber wieder ins Leben geholt wurde.

Kaum in Castille, ist uns übrigens bereits die Inquisition auf den Fersen. In einem nächtlichen Handstreich versuchten diese Hunde, uns in San Fernando Cardinal umzubringen. Das gelang ihnen zwar nicht, dennoch mussten wir allen Mut in die Waagschale werfen um Gregor aus den behandschuhten Klauen der Agenten zu befreien. Jésus ist immer noch in der Vaticinischen Stadt gefangen. Wenn wir uns nicht eilen, seinen Aufenthaltsort herauszufinden und ihn zu retten, droht ihm gemäß dem glücklich befreiten Gregor der Tod.

Mit etwas Glück kann erneut das fahrende Volk helfen. Wir stehen bereits jetzt tief in der Schuld von Bresniks Leuten. Besonders auffällig ist Amina, eine geheimnisvolle Zigeunerin ungeklärter Herkunft. Sie spricht einen mir gänzlich fremden Akzent und behauptet lediglich, aus dem Süden zu kommen. Ich würde schwören, dass ihre Vorfahren aus dem Reich des Aufgehenden Mondes stammen. Aber sagen würde ich es nicht – viel zu gefährlich wäre eine solche Tat im heutigen Castille für Amina und mich selbst!

Überhaupt ist es eine Schande, dass die Inquisition ein solch großes Land mit einem Schatten der Furcht überzieht! Ich habe La Cienza gesehen, welch ein Wissen ist dort zu finden! Die Vaticinische Stadt übertrifft in ihrer ganzen Anlage die verwinkelten montaignischen Städte bei Weitem, es gibt funktionierende Aquädukte, die Straßen sind rein, es ist eine wahre Pracht. Und doch sprechen die Leute nicht frei, denn der dräuende Schatten der selbsternannten Soldaten Theus’ liegt über jedem Hof und jedem Tore. Aber mein Geheimnis wird gewahrt bleiben und auch Lydia soll hier kein Leid geschehen.

Sobald wir Jésus befreit haben, werden wir mit dem Fahrenden Volk nach Süden reisen und uns von dort gen Westen wenden, um Kapitänin Isabelle und mit ihr das zweite Kästchen zu finden, eine blutmarkierte Botschaft zu versenden und dann aus der Sicherheit des Anwesens des Comte de la Roque heraus das verlorene Gegenstück wieder zu beschaffen. Unmittelbar darauf brechen wir gen Eisen auf, vom Lockhornwald aus habe ich einen Wegweiser aus Dracheneisen gefunden. Es wäre doch gelacht, wenn die syrnethischen Ruinen nicht genau an diesem Wege auf uns warten würden!


Sprüche und Übersicht unserer Rollenspiel-Runden
Homepage Stefan Bohnsack, 2008