Neulich beim Rollenspiel

Wissenschaftliches Tagebuch von Aiden Cottlestone, 1. Quartus 1668

Wie ich bereits erwartet hatte, war don Aldana überglücklich über unseren Erfolg und entließ uns in Ehren aus unserem Ehrendienst. Wir verließen die Vaticinstadt nach einer bescheidenen Siegesfeier am Morgen des 25. Tertius gen San Cristobal, von wo wir uns per Schiff gen Westküste aufmachen wollten. Mit uns reisten erneut die fröhlichen Gesellen des Fahrenden Volkes um Bresnik und die mysteriöse Morgenländerin. Die Reise will ich hier nicht näher beschreiben, denn sie verlief ereignislos, ruhig und durchaus angenehm.

In San Cristobal angekommen - die Stadt strahlt einen fremdländischen Zauber aus, über all Anleihen aus dem Reich des aufgehenden Mondes - machten wir uns auf die Suche nach einem Schiff und entscheiden uns auf mein Anraten hin für einen montaignischen Segler. Schließlich wollen wir auf montaignisch besetzem Gebiet an Land gehen, um das Kästchen zu beschaffen. Ich schreibe diese Zeilen in meiner Koje und der Eintrag könnte nun zu Ende gehen - wäre nicht gestern versucht worden, Lydia auf schändlichste Weise zu entführen.

Wir befanden uns im Hafenviertel, genauer einer Gastwirtschaft in Selbigem, als aus heiterem Himmel eine wüste Keilerei ausbrach, in die wir alle verwickelt wurden. Nur aus dem Augenwinkel konnte ich erhaschen, dass Lydia von unauffällig gekleideten - wie sich später herausstellte - montaignischen Soldaten bedrängt wurde. Diese, so verriet uns, nachdem wir sie niedergemacht hatten, der Letzte von ihnen, kamen aus der Gegend von El Morro und sollten gezielt "das Mädchen" entführen und ihrem Capitain d'Estin übergeben. In wessen Auftrag und warum, das vermochte niemand zu sagen.

Wir sorgten dafür, dass der Soldat erst nach unserer Abreise entdeckt werden konnte und schifften uns ein. Nun aber rumort es in mir, ein schlechtes Gefühl breitet sich aus. Wer ist dieser neue unsichtbare Feind? Handelt es sich gar um einen alten Rivalen? Vermutet tatsächlich jemand, dass es sich bei der armen Lydia um eine Prinzessin handeln könnte? Und wer sehnt sich danach, sie stumm und gefangen zu sehen? Fragen, auf die ich keine Antwort weiß - zumindest noch nicht. Aber bald wird sich das ändern. Hoffentlich.


Sprüche und Übersicht unserer Rollenspiel-Runden
Homepage Stefan Bohnsack, 2008