Neulich beim Rollenspiel

Wissenschaftliches Tagebuch von Aiden Cottlestone, 24. Qartus 1668

Jedem Ende wohnt stets ein neuer Anfang inne, so sagt man gemeinhin. Ich bin nach den Ereignissen der letzten Tage davon überzeugt, dass diesem Satz ein gutes Stück Wahrheit innewohnt. Wo beginne ich? Ah, am Morgen nach unserer letzten Nacht bei Madame Bianca:

Während ich in der Stadtwohnung Gregors ein gutes Frühstück zu mir nahm, stellte dieser fest, dass eine seine Bekannten (kennt er eigentlich ganz Charouse?) von Maskierten entführt worden war - nur ein blonder Haarschopf war zu erkennen gewesen. Nach kurzer, intensiver Nachforschung fanden wir - ich war zwischenzeitlich ebenso wie Grégoire in die Geschehnisse hinzugezogen worden - heraus, dass die gesamte Frühstücksgesellschaft Gregors Bekannter aus altem Magiergeschlechte stammte. Es kam also nur eine Partei infrage: De Pélletier und die Seinen steckten hinter allem! Diese hatte zu allem Übel auch ein Musketier bestochen, der daraufhin die arme Lydia, anstatt sie in den Palast zu bringen, in den Norden entführt hatte.

Nun war keine Zeit mehr für langes Hadern: Wir informierten alle Herrschaften, zu denen wir auch nur entfernten Kontakt innehatten und setzten uns an die Spitze der Gerechtigkeit! Grégoire wurde sogar zwischenzeitlich zum Leutnant der Musketiere befördert, trotz seines Strafenregisters. Mit dieser Autorität machten wir uns gen Crieux - wohin sonst? - auf, um de Pelletier und Cosette ein für allemal den Garaus zu machen. In Crieux dringen wir erfolgreich in den Admiralspalast ein und schaffen es - nicht gänzlich ohne meine avalonische Zivilcourage - ohne allzu viel Blutvergießen in der Stadt das Kommando zu übernehmen. Der Admiral und seine letzten Getreuen zwingen wir zur Flucht mit der Formidable, die ihnen auch gelingt. Aber zum Glück kennen wir den Ort, an den wir zu reisen haben: natürlich das zum Teil zerstörte Landhaus de Pélletiers.

Zuvor jedoch muss Gregor noch einen üblen Ussurer im Zweikampf besiegen. Ich halte an dieser Stelle fest, dass falls in einer Geschichte über mich ein freiwilliger Zweikampf meiner Person gegen einen Ussurer erwähnt werden sollte, dieser Bericht mit Sicherheit gefälscht ist!

Aber genug der Nebensächlichkeiten: Am Abend des 20. Quartus erreichen und betreten wir mit dem Comte de la Roque, der uns aus Gründen der Kästchenbeschaffung stets begleitet hatte, den Innenhof des Landhauses in Doré. Dort schaffen wir es, dass der Comte das syrnethische Kästchen aus dem Zwischenraum greifen und dann selbst verschwinden kann - wir hingegen werden von de Pélletier, Cosette und Giorgio, einem gedungenen vodaccischen Mörder - ja, ich weiß: Sind sie dass nicht alle? - zu Zweikämpfen gefordert. Ich selbst erwehre mich zunächst erfolgreich dieses erfolgreichen Ungeheuers, ehe ich es schaffe, de Pélletier durch die Macht der Worte zur Aufgabe zu bewegen. Er erkennt endlich, dass er auf der falschen Seite steht, bereut ehrlich seine Sünden und erklärt, selbst zu seinen verruchten Handlungen angestiftet worden zu sein. Nun, dies kann er nun Theus selbst erzählen, denn aus dem Dunkel erklang ein Schuss und de Pelletier fiel tödlich getroffen zu Boden. Er nannte uns nur noch den Namen Bianco. Jedem halbwegs kultivierten Théaner kommt bei diesem Namen der lang zurückliegende Kirchenkonflikt mit anschließender Verbannung ins Gedächtnis. Sei es wie es sei, das wird uns noch lang genug beschäftigen.

Zunächst konnten wir Lydia befreien, während die mysteriösen Damen, eine "Frouwe" und eine "Signorina" unerkannt mit der Formidable entkommen. Cosette überlebt, vertraut uns aber scheinbar immer noch nicht - obwohl Grégoire sie doch vom Fleck weg heiraten würde (sie hatte in schon dreimal am Boden! Ich glaube, er mag das!)

Die Versorgung der Hungernden in Castille jedenfalls ist durch uns gesichert worden, dazu bringe ich Lydia nun endlich persönlich zu ihrer mutmaßlichen Schwester, Prinzessin Anne. Diese scheint tatsächlich sicher zu sein, dass Lydia ihre Schwester ist. Schweren Herzens entlasse ich sie deshalb in die Hände ihrer Familie. Zumindest ihr Lebensunterhalt kann dort besser gesichert werden als auf unseren unsteten Reisen. Zum Dank für die Rettung seiner Tochter (vom Rest weiß er wohl gar nicht, oder etwa doch?) kleidet uns der Empereur neu ein, empfängt uns persönlich und lässt uns am Hof feiern. Hoffentlich kann ich mich jetzt noch nach Carleon trauen...

Natürlich bleibt uns noch viel zu tun: Die Weissbergen, die mysteriösen Damen, Bianco, die neue Welt und die Syrne. Aber erst einmal dürfen wir uns guten Gewissens eine kleine Pause gönnen!

Übrigens wurde Farnsworth von de Pélletier und den seinen nur als Vorwand ausgenutzt und hatte mit der Angelegenheit gar nichts zu tun. So ein Kleingeist!


Sprüche und Übersicht unserer Rollenspiel-Runden
Homepage Stefan Bohnsack, 2008