Neulich beim Rollenspiel

Wissenschaftliches Tagebuch von Aiden Cottlestone, 18. Julius 1668:

Aberwitzige Begebenheiten haben sich seit meinem letzten Eintrag abgespielt, das Übernatürliche schleicht sich in die Realität ein und verwirrt die Seelen der geistig Armen. Ich gestehe, dass ich selbst zum gegenwärtigen Zeitpunkte noch über keine Erklärung für das Unbegreifliche verfüge, dennoch will ich für die Nachwelt (und mein eigenes Gedächtnis) die wichtigsten Ereignisse zusammenfassen.

Alles begann damit, dass wir überlegten, ob wir unabhängig der Hochzeit des Don Iago nach Los Nublados aufbrechen sollten oder nicht. Während wir sinnend durch die Gassen wandelten, fielen uns verkleidete - wie sich später herausstellte: montaignische - Soldaten auf, die schwere Kisten getrennt vom anderen Hausrat des Dons durch die Stadt transportierten. Jésus geriet schließlich außer sich und wollte sich den Schurken stellen. Um Blutvergießen zu vermeiden, reagierte ich jedoch geistesgegenwärtig und borgte die Kisten mitsamt Kutsche und allem (auch Jésus und Grégoire).

Als wir nach erfolgreicher Flucht versuchten, eine der schweren Truhen zu öffnen, geschah das Unbegreifliche: Eine tiefe Schwärze ging vom Inneren der Truhe aus, verbreitete sich und fraß ihre Umgebung: Zuerst die Kiste, dann die Kutsche, dann die Pferde und schließlich in einem lauten Knall Jésus selbst! Theus sei seiner armen Seele gnädig!

Übrig von dem schrecklichen Schauspiel blieben matte, glasähnliche Kugeln, die ich natürlich sorgsam einsammelte. Solcherlei Ding habe ich nie zuvor gesehen. Bevor ich ein Exemplar nach Surluse sende, werde ich weitere Untersuchungen anstellen müssen.

Wie unbedeutend wird die garstige Begegnung mit Farnsworth, dem Feind des freien Wissens, angesichts Jésus' tragischen Todes. Dennoch sei sie erwähnt: Wir trafen Farnsworth am Hafen, wo er sich mit verruchten Halsabschneidern mit unbekanntem Ziel einschiffen wollte. Doch hatte er nicht mit unserer grimmigen Entschlossenheit gerechnet: Grégoire eilte wie ein Fischlein durch die schäumende Brandung des Hafenbeckens, während ich in aller Eile fast allein durch die Macht meines Namens eine tapfere Mannschaft tüchtiger Seeleute zur Verfolgung anheuern konnte. Dem schmählich Fliehenden blieb nur der Sprung ins Wasser, wo er aufgrund des vielfältigen Unrats leider ungesehen entkommen konnte. Was ihn trieb oder welche dunklen Machenschaften er ausheckt - ich weiß es nicht. Doch gilt es nun um so mehr: Rache für Jéesus, die Reliquien San Rosas dürfen nicht in die Hände unserer Feinde fallen!


Sprüche und Übersicht unserer Rollenspiel-Runden
Homepage Stefan Bohnsack, 2008