Neulich beim Rollenspiel

Das Leben des edlen Herren Grégoire Aristide de Valmont Montparnasse
Niedergelegt und für die Nachwelt festgehalten von seinem treuen Diener Planchet.

Den geneigten Leser wird es jetzt interessieren, das die Herren nun, nach dem letzten Zusammentreffen mit den Soldaten des Empereur in Bastonne, endlich in Charouse angekommen sind. Als erstes begaben sie sich zum Stadthaus des Comte de la Roque, wo ich endlich nach langen Wochen meinen guten Herren Grégoire wiedertraf. Seine Freude darüber, das ich wohlbehalten aus Crieux wiedergekehrt war, ist für mich bis heute ein Beweis der guten und edelmütigen Seele des Monsieurs.

Den Leser werden weitere Sentimentalitäten meinerseits nicht sonderlich interessieren, deshalb werde ich mich jetzt wieder auf die Abenteuer meines Herren konzentrieren. Wie ich schon erwähnte, waren die Herren im Haus des Comte de la Roque eingekehrt, und hatten zur Freude des Comte die Aufgabe, einen mit seinem Blute markierten Brief durch das Kästchen von Capitaine Isabelle zum verschollenen Kästchen zu schicken, mit Leichtigkeit erfüllt. Und nicht nur das, das Gesicht des Comte war der Inbegriff der Überraschung, als ihm die Herren die vermeintliche Identität von Lydia offenbarten, war sie doch, wie ich selber auch zum ersten Mal erfuhr, mit höchster Wahrscheinlichkeit die seit langer Zeit im Lockhornwald vermisste Tochter von L’Empereur.

Der Comte verschwendete keine Zeit,und benachrichtigte sofort Jean-Marie Rois et Reines, den Capitaine der Musketiere, um die Prinzessin Lydia an einen sicheren Ort zu bringen. Die Herren, von den Strapazen der Reise erschöpft, begaben sich den Abend noch in ein, dem geneigten Leser noch in Erinnerung gebliebenes, bestimmtes Etablissement, um etwas Entspannung zu finden, was dazu führte das sie sich alsbald getrennt auf den Weg nach Hause machten.

Der verehrte Leser wird sicher schon erahnen, das es keine Ruhe für meinen geschätzten Herren gab. In den frühen Morgenstunden erschien ein Diener des Herren Igorov, der die Hilfe meines Herren erbat, da sich der geehrte Herr Igorov wohl in Gefahr befand. Natürlich ist der Monsieur niemand der einen Hilferuf eines Freundes unbeantwortet lässt, sodass er nur schnell Degen und Hut griff und dem Diener folgte.

Der Herr Igorov war, dies muss noch erwähnt werden, zu einem Frühstück bei einem Mitglied des niederen montaignischen Adels eingeladen, einer gewissen Mademoiselle Ségolene. Dort angekommen fand er die Tür des Stadthauses aufgebrochen, und das Innere verwüstet. Auch fand er keine Spur der Dame, nur eine liebreizende Dienstmagd, die ihm von einer blonden Frau und zwanzig Männern berichtete, welche die Mademoiselle Ségolene entführt hatten. Nicht nur das, auch die restliche Frühstücksgesellschaft, vier weiter montaignische Adlige, waren anscheinend verschwunden. Es dauerte nicht lange bis die Herren erfuhren das alle der Entführten Portémagier waren, und so nahmen sie an das die blonde Entführerin ohne Zweifel Cosette sein musste.

Die Annahme lag nun nicht fern, das der Admiral Pélletier mithilfe der Magier eine Gaunerei plante, sodass die Herren gemeinsam mit dem Comte de la Roque dem Capitaine Jean-Marie Rois et Reines ihre Aufwartung machten und von Geschehnissen in Kenntnis setzten. Dabei erfuhren die Herren die nächste schlechte Nachricht: Die Prinzessin Lydia war niemals bei den Musketieren angekommen, obwohl sie sowohl von Capitaine Isabelle als auch von zwei Musketieren begleitet wurde. Nach kurzen Ermittlungen fanden die Herren Capitaine Isabelle in einem Hospiz, und einen der Musketiere in einer Leichenhalle. Sie entdeckten daraufhin das das andere Musketier verschuldet war, und höchstwahrscheinlich deshalb die Prinzessin entführt hatte.

Dieses dreiste Vorgehen das Admirals konnte nun nicht mehr hingenommen werden. Der Capitaine des Muketiere ernannte meinen Herren zum Lieutenant, mit dem Befehl den Admiral Pélletier wegen des Verdachtes auf Hochverrat festzunehmen, dessen Güter und Besitztümer in Charousse besetzt und konfisziert wurden. Im Zuge dessen entdeckten die Musketiere im Stadthaus des Admirals kistenweise Marmor, wie er für dieses ominöse Portal benutzt wurde.

Erneut mussten die Herren in aller Hast nach Crieux reisen. Diesmal wurden sie vom Comte de la Roque begleitet, der noch das Kästchen aus dem Zwischenraum beim Landsitz des Admirals holen musste. Kaum waren die Herren vor Crieux, stellten sie fest, das die Straßen von den Marineinfanteristen des Admirals bewacht wurden, und entschieden sie durch die Kanalisation in das Hauptquartier der dortigen Musketiere zu schleichen. Nach einem kurzen Geplänkel konnten sie die Musketiere erreichen, die vom dem Befehl, den Admiral festzunehmen, durchaus überrascht waren. Schließlich sandten die Musketiere auf anraten der Herren Boten zu den Kasernen der Marineinfanteristen, um sie vom Verrat des Admirals zu unterrichten. Die führte nun dazu das sich die letzten Getreuen von Pélletier in der Admiralität befanden, die allerdings einer Festung glich. Jeglicher Versuch mit Gewalt einzudringen würde zu einem Massaker unter den Musketieren und den Kaisertreuen führen.

Die Herren ersonnen nun den geschickten Plan durch die Kanäle von Crieux in die Admiralität einzudringen, die Fahne des Kaisers zu hissen und damit die Männer des Admirals zu demoralisieren.

Meinem guten Herren Grégoire folgend, gelangten die Herren nun in die Admiralität, und schafften es die Fahne zu hissen. Daraufhin flüchtete der Admiral mit einer kleinen Gruppe Getreuer an Bord der Formidable. In der Admiralität brach, nach einer feurigen Rede von Mister Cottlestone, ein Handgemenge zwischen den Marineinfanteristen des Admirals aus, das dann, relativ unblutig, von den Kaisertreuen aufgelöst wurde.

Doch immer noch war für die Herren keine Rast in Sicht. Immer noch musste de Pélletier gestellt werden, und es gab nur noch einen Ort wo er sich verbergen konnte: Auf seinen Ländereien nördlich von Crieux.

Dem Leser soll indes nicht verborgen bleiben, das eine unangenehme Angelegenheit den Herren Igorov verfolgte. Ein Bote brachte ihm die Herausforderung zu einem Duell, die wohl ein Herr aus Ussura ausgesprochen hatte. Die Herren erschienen also auf dem Duellplatz, und der Monsieur Grégoire versuchte gemeinsam mit dem Herren Igorov die ganze Sache friedlich zu regeln. Als dies jedoch nicht fruchtete, entledigte sich der Herr Igorov des Herausforderers auf eine sehr blutige und überaus ussurische Art und Weise.

Zwei Tage später erreichten die Herren den Landsitz von de Pélletier, wo der Comte das Kästchen aus dem Zwischenraum holte. Natürlich war de Pélletier und seinen Schergen bewusst, das die Herren versuchen würden das Kästchen zu holen, sodass sie ihnen einen Hinterhalt legten. Den Herren im Gegensatz war jedoch auch bewusst, das de Pélletier wusste das sie das Kästchen holen würden, und rieten dem Comte sofort nachdem er das Kästchen erlangt hatte mit Hilfe der Portémagie zu verschwinden. Da de Pélletier wohl nicht wusste, das die Herren wussten, das er wusste das sie kommen würden, gelang es dem Comte zu entkommen, da die Herren sich noch ein Wortgefecht mit Cosette und einem ihnen unbekannten Vodacce, der wohl ein Verwander von Gavino Massi war, lieferten. Als de Pélletier und seine Schergen schließlich erkannten das ihre List überlistet wurde, sahen sie den letzten Ausweg nur darin die Herren zu überwältigen.

So stürzte sich der Vodacce auf Mister Cottlestone, der ja bereits seinen Verwandten erledigt hatte. Und genauso wie bei dem einen Massi gelang es Mister Cottlestone auch bei dem nächsten Massi der Sachen mit einem äußerst glücklichen Stoß ein ende zu bereiten. Die Mademoiselle Cosette, die, jeweils dem Anschein nach, große Gefühle für den Herren Grégoire hegte, sah sich nun gezwungen sich mit ihm auseinander zu setzen. Hier muss ich natürlich erwähnen des mein edler Herr sich arg benachteiligt sah, konnte er doch unmöglich Hand, beziehungsweise Degen, an eine Dame legen. So schaffte er es schließlich nach einem langen und formidablen Duell die Mademoiselle auf eine vergleichsweise sanfte Art und Weise außer Gefecht zu setzen.Ich muss noch erwähnen, das ich in angemessener Entfernung über die Pferde wachte, und gemeinsam mit dem Comte diese beeindruckenden Beispiele meisterlicher Fechtkunst beobachtete.

Der Herr Igorov nun, der zuerst etwas neidisch auf die entbrannten Duelle schaute, musste sich jedoch schnell gegen de Pélletier erwehren. So sah es auch lange Zeit nicht gut für ihn aus, ist doch eine plumpe Axt keine Konkurrenz zu einem meisterlich geführten Degen. Der Comte und meine Wenigkeit zuckten bei jedem Schnitt, den der Herr Igorov erleiden musste, zusammen, und wir erwarteten jeden Moment eine Stich der ihn fällen würde. Anscheinend war der Herr Igorov selbst auch frustriert gegen einen so meisterlichen Fechter wie de Pélletier antreten zu müssen, sodass er kurzerhand seine Axt fallen ließ und den Admiral in einen festen Ringergriff nahm, dem er sich nicht entziehen konnte. Der Comte kam mit mir d’accord, das es eine durchaus originelle Art und Weise war ein Duell zu beenden, wenngleich sie einem montaignischen Edelmann bestimmt einige seltsame Blicke eingebracht hätte. So von Herr Igorov in Schach gehalten, ließ sich de Pélletier schließlich von Mister Cottlestone zur Aufgabe überreden.

Er erklärte den Herren noch, das er gezwungen wurde dies alles zu tun, als ein Schuss krachte und de Pélletier tot zu Boden sank. Die Herren sahen noch eine blonde Dame verschwinden, dann sahen sie nur noch wie sie sich auf die Formidable rettete und diese Segel nach Westen setzte. In den Kellern des Landhauses fanden die Herren die Prizessin Lydia, von den Portémagiern jedoch war keine Spur zu finden.

Die Mademoiselle Cosette, die genau wie die Herren von der Richtigkeit ihres Tuns überzeugt war, erkannte schließlich das der Admiral von irgendeiner Fraktion benutzt wurde, und ging in Frieden mit den Herren auseinander. Der geneigte Leser mag meine eigene Einschätzung entschuldigen, aber nach den Blicken die sie meinem Herren zuwarf war ich mir sicher das sie diese Dame nicht zum letzten Mal gesehen haben sollten.

Zurück in Charouse wurden sie schließlich, nachdem bewiesen war das Lydia wirklich Prinzessin Lydia war, von L’Empereur persönlich geehrt und reich entlohnt. Jedoch sah ich meinem Herren während des Empfangs am Hof des Empereurs eine gewisse Unzufriedenheit an. Kurz darauf erklärte er auch dem Capitaine Rois et Reines, das er sich nicht in der Lage sah zu diesem Zeitpunkt bei den Musketieren zu bleiben. Ich konnte nicht sagen warum, nahm aber an das er jene, die den Admiral zu seinem Handeln gezwungen hatten, persönlich zur Rechenschaft ziehen wollte, was nicht mit den Auflagen der Musketiere d’accord gegangen wäre.Auch schien es mir, das ihn das Verhalten des Empereurs ernüchtert hatte. Ich denke, das er sich etwas mehr Freude über die Rückkehr der Prinzessin gewünsch hätte. Man kann auch zu der Einschätzung kommen, das mein Herr am Zweifeln war ob jemand der die Rettung seiner Tochter so gefühlskalt annimmt, über das Schicksal eines ganzen Kaiserreichs entscheiden sollte.

Aber, geneigter Leser, das sind beileibe nur Gedanken eines demütigen Schreibers.


Sprüche und Übersicht unserer Rollenspiel-Runden
Homepage Stefan Bohnsack, 2008