Neulich beim Rollenspiel

Tagebuch von Gregor Kladvov Igorov, 26. bis 27. Secundus1668

Liebes Tagebuch,

eine Seefahrt, die ist lustig, eine Seefahrt, die ist schön. Es ist schon interessant, wie spannend es sein kann, sich auf einem aus Holzlatten und Betttüchern zusammengeschusterten Kahn fortzubewegen.

Nachdem wir uns durch das Haus in Crieux gekämpft hatten und in Charouse unsere Wunden geleckt hatten, mußten wir feststellen, daß Jésus noch nicht in der Lage war, zu reisen. Er sollte sich auskurieren, den Comte informieren und uns dann nach Crieux folgen. Grégoire fand heraus, das Planchet gefangen genommen wurde und ihn Folter und schlimmeres drohte. Also packten wir unsere Sachen und stürzten uns durch das Porté-Portal.

Man sollte alle Portémagier auf der Stelle mit Stumpf und Stiehl ausrotten, ohne Ausnahme. Das hätte zwei riesengroße Vorteile. Zum einen müßte ich deutlich weniger kotzen, zum anderen wäre eine erstaunliche Menge Montaigner plötzlich tot, und an diesen Gedanken vermag ich mich durchaus zu gewöhnen.

Ich hätte mir eh gewünscht, das anstelle von Jésus der selten blöde Grégoire darnieder liegt. Aber das ist mir vermutlich erst dann vergönnt, wenn ich ihn eigenhändig niederstrecke. Andauernd fühlt er sich in seiner Ehre gekränkt und bettelt förmlich um eine Abreibung. Irgendwann soll er sie bekommen, da kann er sicher sein. Dann stopfe ich ihm sein Maul und prügle ihn grün und blau.

In Crieux bändelte Aiden mit einem schmierigen Subjekt an und konnte in Erfahrung bringen, das Planchet auf ein Schiff verfrachtet wurde und vermutlich zum Landsitz des Admirals gebracht wird. Das schmierige Subjekt besorgte uns auch eine Passage auf der Noire, einem Seelenverkäufer mit einer Mannschaft die in scheinbar engem Familienverhältnis zum schmierigen Subjekt steht.

Zumindest war der Kahn schnell. Wir nahmen zackig Fahrt auf und kamen bis Einbruch der Nacht ein gutes Stück an das Gefangenenschiff heran. Nach Sonnenuntergang bezogen wir unsere Hängematten im Gästelogis. Grégoire übernahm nach einigem Hickhack die erste Wache, und kaum das meine Gedanken bei Vodka und Bären weilten, wurde ich abrupt geweckt. Scheinbar meuterte die Besatzung gegen uns, wollte uns an die Haut, doch nicht mit Gregor Igorov.

Der feige Gossensoldat de Montparnasse war zumindest so höflich mir und Aiden die Tür zu öffnen, damit wir die fünf Halsabschneider maßregeln konnten. Sie fielen alle kurz hintereinander und voran, voran, voran, ab aufs Deck, der Brut den Garaus machen.

Wir sahen, wie die Lausejungen sich mit dem Rettungsboot absetzen wollten und der Kapitän einen Sprengsatz fertig machte. Grégoire schoß das Rettungsboot ab und ich hinterher, aufräumen. Mir sollte keiner entkommen. Nachdem ich die Mannschaft davon überzeugt hatte zu sterben, gesellte sich auch der Kapitän zu mir und kurz danach zum Rest der Crew. Aiden wurde der Bombe Herr und konnte unser neuerworbenes Schiff retten. Auch fischten sie den grundsoliden Jacques aus dem Wasser, den wir gleich wieder anheuerten.

Mit viel Mühe gelang es den dreien, den Kahn in Richtung meines Rettungsboots zu navigieren und mich einzusammeln. Ich nahm die Noire im Namen Ussuras als Prise und selbst das Kapitänsamt ein. Ich kleidete mich bei meinem Vorgänger ein und gab entsprechende Kommandos, die Verfolgung aufzunehmen. Im Morgengrauen mußte ich aber mit Erschütterung feststellen, daß man meinen Befehl mißachtet hatte und wir deutlich Kurs auf Avalon nahmen. Ich witterte Verrat.

Zu allem Unbill lag windseits auch noch ein avalonischer Kaperer der Sea Dogs und wir wurden aufgebracht. Ich machte noch einmal deutlich den ussurischen Anspruch auf die UMS Noiriski geltend, doch vergebens. Zumindest konnte ich den gegnerischen Kapitän dazu überreden, uns bei de Pélletier abzusetzen und das Haus mit seinen Kanonen zu beharken.

Ich denke, das wird ein Spaß werden, zumindest bietet sich damit endlich die Gelegenheit zur Rache. Jetzt gehe ich noch kurz was essen und dann starte ich das Feuerwerk der Emotionen.


Sprüche und Übersicht unserer Rollenspiel-Runden
Homepage Stefan Bohnsack, 2008