Neulich beim Rollenspiel

Tagebuch von Gregor Kladnov Igorov, 10. bis 12. Tertius 1668

Liebes Tagebuch,

das Alles kommt ja wieder einmal nur davon, daß ich sentimental geworden bin. Man befindet sich in einem pittoresken alten Kloster voller junger Frauen, man will abends noch einen Verdauungsspaziergang machen und was passiert? Die vaticinische Inquisition schlägt einen hinterrücks mit einer Dachlatte nieder. Ich bin begeistert.

Letztlich ist es ja meine eigene Unvorsichtigkeit gewesen, aber wohler fühle ich mich durch diese Erkenntnis nicht. Jésus und ich wurden auf einem Karren in das Inquisitionsgefängnis der heiligen Stadt gebracht. Viele Kirchen haben die hier. Aber wer so viel Zeit hat, die Straßen so sauber zu halten und in die Kirche zu gehen, bringt es auch sonst zu nichts im Leben und in der Liebe.

Davon einmal abgesehen schnattern die Castillier in einer Mundart, die man verbieten sollte. Zumindest sind sie ausnehmend höflich, sogar ihre Folterknechte. Ich wurde sogar verbunden und geheilt, nur einmal mußte ich mir einen Pikenhieb gefallen lassen.

Der Offizier der Inquisition und das Fräulein, dem ich das Tagebuch Mannhart Sperbers abgenommen habe, haben glücklicherweise beschlossen, mich noch für irgendwas gebrauchen zu können. In Charouse. Das ich nicht lache. Ich will bloß von da weg, wobei eigentlich gesagt sein sollte, daß Erika Durkheim auch trotz ihrer Beinmalesse ein scharfer Feger ist.

Jésus jedenfalls soll wohl ein weniger rühmliches Ende finden als ich. Zum einen natürlich gerechtfertigt, auf der anderen Seite mag ich den Kerl ja doch. Wir werden ihn d schon noch rausboxen.

Ich wurde irgendwie betäubt, auf einen Karren verfrachtet und ordentlich verkleidet. Das nächste woran ich mich entsinne sind Schüsse, Gebrüll und eine Person die mich wegreißt und dann fliegt der schöne Karren in die Luft. Bis dahin war meine Gefangenschaft ein echter Segen, doch mußte ich erkennen, das hinter dem Tor der Freiheit leider immer noch Grégoire wartet, aber man kann ja nicht alles haben.

Aber meine Axt will ich wieder haben. Also schnell ein Stück Schinken gegessen und auf in den Kampf.


Sprüche und Übersicht unserer Rollenspiel-Runden
Homepage Stefan Bohnsack, 2008