Neulich beim Rollenspiel

Tagebuch von Irillia Nussano

22. Julius

Viel ist geschehen seit ich das letzte Mal die Feder zur Hand nehmen konnte, leider ist soviel geschehen, dass ich einfach keine Zeit gefunden habe es alles nieder zu schreiben. Aber jetzt versuche ich einiges von diesen aufregenden Tagen mit den Herren fortan wieder festzuhalten.

San Eliseo – unser zweiter Anlaufpunkt und die zweite castillische Stadt, die ich zu sehen bekomme – war mehr als aufregend, doch jetzt liegt der Großteil der Stadt in Trümmern. Diverse Dons, und noch mehr teuflische Verbündete, haben versucht die Stadt zu überrennen. Theus sei Dank sind sie gescheitert.

Wir kämpften an der Seite der Stadt und haben gesiegt, auch wenn es mir persönlich lieber gewesen wäre, die Schlacht in einem sicheren Zimmer auszusitzen, blieb mir nichts anderes übrig. Wie schon in den ersten Tagen, nachdem ich diese Gruppe getroffen habe, vermutet, ziehen sie immer wieder Gefahren an. Duelle, Mörder und Verschwörungen, ganze Schlachten. Aber scheinbar ist Castillien einfach zerrüttet.

So nehme man als Beispiel Don Iago. Er ist ein Feuerteufel oder etwas dergleichen. Zumindest behaupten dass die Herren. Er soll das Feuer kontrollieren können, wie ich die Fäden. Eine Macht, die durchaus Angst einflößend ist, habe ich doch noch nie etwas über derartige Magie gehört. Aber er ist geflohen, im Gegensatz zu vielen seiner Verbündeten. Einige scheinbare Oberhäupter dieser Verschwörung haben wir in den Kerker bringen können. Unter anderem den Don de Alcanteras.

Es ist schon merkwürdig mit anzusehen, wie sich ein Land, das sich eigentlich gegen einen anderen Feind zur Wehr setzen müsste, sich noch von Innen heraus schädigt.

Aber sei es drum.

Nachdem wir also für unsere Taten belohnt wurden – wenn ich immer ein solch vortreffliches Kleid bekomme, kämpfe ich gerne öfter – machten wir uns auf um das Kontor von dieser Miss Lancaster – Aidens heimliche Liebe, von der er es selber noch nicht so recht weiss – zu durchsuchen. Nun gut, für Aiden ist es mehr das Kontor von diesem Farnsworth. Aber für ihn scheint auch einfach Alles sein Werk zu sein.

Mir ging es primär darum meinen Schmuck wieder zu bekommen. Ich lasse doch nicht einfach so wertvolle Stücke in den Trümmern verrotten!

Scheinbar versteht Herr Aiden jedoch nichts von Schmuck. Ich musste ihm versprechen, nachdem er mir einen Degen auf die Brust gerichtet hatte, dass ich nichts weiter einstecke und alles, selbst meinen Familienschmuck an diese Miss Lancester zurückgebe.

Aber vielleicht ist sie ja auch schon längst Tod und ich muss mir darüber keine Gedanken mehr machen. Oder aber, die Gute ist so glücklich für die Rettung ihres Lebens, und das Herr Aiden wohl auf ist, dass sie keinerlei Gedanken an den Schmuck verschwendet.

Wir werden es sehen, denn momentan sind wir auf dem Weg in die Sierra. Los Nublados soll wohl unser Ziel sein. Aber ich bin heilfroh wenn wir endlich wieder in der Zivilisation sind.

Derzeit schmerzt mein Hintern vom Reiten, meine Haut kratzt durch diese hässliche Reisekleidung und dieser usurische Trampel Gregor bereitet mir Kopfschmerzen. Außerdem haben Aiden, Grégoire und Gregor gerade erst diese Dona Fabiana in unser Lager gebracht, nachdem sie sie vor Wegelagerern beschützt haben.

Ich kann diese Person nicht ausstehen, vielleicht auch weil ich scheinbar nur irgendein Weib für die Herren bin, und sie vor dieser Dona kriechen, sobald diese nur den Kopf reckt. Aber das ist wohl mein Los, wo ich doch nicht mehr meinen stolzen Namen trage, und auch nicht mehr in meiner Heimat verweile. Scheinbar gehört es wohl zum frei sein dazu, nicht mehr respektvoll geachtet zu werden, dann muss ich damit wohl leben.

23. Julius

Endlich muss ich nicht mehr in diesem scheuernden Sattel sitzen! Das einzig Gute an der Dona ist, dass ich in ihrer Kutsche mitfahren kann und auch nicht mehr das dumme Gerede von diesem Usurer hören muss!

Endlich konnte ich nun auch einen Blick auf die Schicksalsfäden von Dona Fabiana werfen. Tatsächlich liebt sie Grégoire wirklich sehr, obwohl sie sich dessen vielleicht nicht bewusst ist. Wie es scheint kennt sie sein Äußeres nicht. Leider weiss ich nicht mehr darüber. Aber Grégoire wollte mir auch einfach nicht glauben als ich ihm von dieser Liebe berichtet habe.

Aber dies war dann auch sogleich unwichtig. Wir haben ein Dorf entdeckt. Vollkommen ausgebrannt. Und wo sich die Männer mal wieder nur darum gekümmert haben, wilde Hypothesen aufzustellen, machte ich mich an das einzig Sinnige. Nach Überlebenden suchen. Und tatsächlich Pablo, ein kleiner Junge, hatte das Inferno des Dorfes überlebt. Nun hatten wir allerdings zwei Probleme die uns aufhielten. Pablo und die Dona Fabiana. Sehr zum Leidwesen von Herrn Aiden, der doch wie besessen auf der Verfolgungsjagd von diesem Farnsworth ist.

Also mussten wir eben diese weiter begleiten, eigentlich wollten wir nach Santa Marina um beide dort in Sicherheit zu lassen, doch auf dem Weg dorthin entdeckten wir Lanzenreiter. Gregor und Jésus ritten zu ihnen um sie um den Schutz von Dona Fabiana zu bitten, aber nein, wir könnten sie erst in Santa Marina dem Schutz dieser Inquisitionssoldaten übergeben.

Also fuhren wir erst einmal für die Nacht zu einem Freund von Jésus. Scheinbar hat er in ganz Castillien irgendwelche Freunde, aber so wie dieser Felipe geredet hat, ist das auch kein Wunder. Verwirrender als bei uns sind die ganzen Verwandtschaften und Klüngeleien.

Und nicht nur, dass Gregor ein grobschlächtiger Tölpel ist, er kann einen noch nicht einmal vernünftig bei Tisch unterhalten! Ein so schlechter, langweiliger und letztlich noch schmutziger Witz ist mir noch nie zu Ohren gekommen. Aber ich versuche mich jetzt mit ihm besser zu stellen, es lohnt ja nicht, dass ich mich die ganze Zeit darüber aufrege. Sicherlich kann er nichts für seine Dummheit und seine Respektlosigkeit, also sollte ich ihn dafür auch nicht strafen. Zudem, dass er wohl wirklich stark ist, und da ist es mir lieber, dass er mich begleitet und beschützt, als dass er seine schmutzige Axt gegen mich richtet.

Und wieder einmal zeigte sich letztlich wie zerrüttet dieses Land ist. Santa Marina, das Dorf wohin wir reisen wollten, ist von der Inquisition angeblich besetzt und die Bewohner werden gefangen gehalten.

Natürlich kamen die Herren nicht umhin wieder die Helden spielen zu wollen. Dieses Mal sehe ich aber auch einen guten Grund dahinter. Denn Jésus Liebe wartet dort auf ihn. Sicherlich ist sie auch eine Gefangene, und deswegen bin ich vollkommen davon überzeugt, dass wir sie retten müssen.

Zudem Jésus mir einfach nicht glauben will.

Er denkt sie sei Tod, und versucht immer wieder zu widersprechen. Aber ich werde sie, nachdem das Dorf befreit ist, finden und Jésus gegenüber stellen. Dann kann er nichts mehr entgegnen.

Damit Jésus, der sich im übrigen als El Vago verkleiden soll, da die Inquisition genau nach eben diesem sucht und deswegen auch die Dorfbewohner gefangen hält, auch noch so lange überlebt, um seine Geliebte in die Arme zu schließen, und natürlich damit er stark genug ist, das Dorf zu befreien, habe ich seinen Fähigkeiten etwas nachgeholfen. Es ist äußerst nützlich die Fäden endlich auch berühren und verändern zu können, anstatt sie nur zu sehen. Auch wenn ich mich dafür nun ziemlich schwach fühle, und mich in jedem fall in dem bevorstehendem Kampf zurückhalten muss, ich bin überzeugt dass Jésus nun einen wunderbaren El Vago abgeben wird.

Und vor allem, auch wenn er als einziger tatsächlich weiss wer ich bin, und was dies bedeutet, er wird danach wissen, dass auch meine Macht in der Gruppe nicht zu unterschätzen ist. Ich glaube dass genau dies wichtig ist zu zeigen, denn die letzten Tage habe ich die Herren scheinbar durch meinen schlechten Reitstil und ähnliches aufgehalten, und ich habe kein Bedürfnis danach, irgendwo in dieser Theus verlassenen Sierra zurückgelassen zu werden. Ich bin gespannt was die nächsten Tage bringen werden, und auch wenn ich Morgen mal wieder verletzt werden möge – ich war in meinem Leben noch nie so oft, so schwer verletzt wie ich es nun fast ständig bin, seit ich mit dieser Gruppe umherreise – ich bin sicher das wir das Dorf mitsamt der Unbekannten Liebe von Jésus retten können.


Sprüche und Übersicht unserer Rollenspiel-Runden
Homepage Stefan Bohnsack, 2008