Neulich beim Rollenspiel

Tagebuch von Irillia Nussano

27. Julius

Diese ständigen Kämpfereien! In dieser nassen, stickigen Grotte ging irgendwie alles viel zu schnell. Und so schnell dass ich gar nicht recht mitbekam, wer nun wen wie mit sich riss. Auf jedenfall waren Herr Aiden und Jésus in den Fluss gestürtzt. Grégoire ist irgendwie durch dieses magische Portal gesprungen. Mit diesen merkwürdigen Damen.

Wie dem auch sei – eigentlich ist das ja recht uninteressant wie der Kampf ausgegangen ist. Denn letztlich stand ich trotzdem verlassen und allein mit dieser komischen Lucy Lancaster in diesem tropfenden Stein.

Das Portal hab ich zwar irgendwie zum funktionieren bekommen – Blut, immer muss es Blut sein – aber es hat leider nicht so funktioniert wie ich mir das vorgestellt habe. Testweise hab ich den Hut durchgehalten – aber leider ist er noch nicht einmal in Flammen aufgegangen, sonst hätte ich glatt Miss Lancaster für einen zweiten Versuch hinein gebeten. Ich habe nichts gegen die Dame. Wirklich nicht. Ich möchte nur nicht meinen Schmuck wieder abgeben. Aber vielleicht wird es dazu ja gar nicht kommen...

Wie dem auch sei, mit einiger Anstrengung kamen wir da wieder raus. Draußen standen Planchet und Bonplanc und während ich den Gaul von Herrn Aiden führte – weil der ja wahrscheinlich gestorben ist – hab ich erstmal vorsichtshalber diese Schmuckliste aus seinem Gepäck entfernt. Vielleicht kann ich ja doch noch ein bisschen was behalten, wenn sein Gedächtnis so schlecht ist wie es manchmal wirkt.

Jésus und Herr Aiden lagen dann nahe des nächsten Dorfes am Fluss. Mehr tot als lebendig, aber immer hin noch irgendwie lebendig. Wir haben die beiden dann ins Dorf gebracht, Miss Lancaster und ich. Immer sind wir Frauen es die sich um die verletzten Männer sorgen und sie auch versorgen müssen. Ich wünschte mir jemand würde sich auch mal um mich so sorgen... Gut Herr Aiden hat mich schon so manches mal zusammengeflickt, aber das ist einfach nicht dasselbe. Miss Lancaster ist verliebt. Selbst ihr Herz hat geweint und geschrien als Herr Aiden fiel. Ob auch irgendwann einmal ein Herz für mich weint? Und vielleicht meines auch einmal?

Aber seis drum! Bis zu einem solchen Moment habe ich es mir jetzt zur Aufgabe gemacht in meiner Umgebung zusammenzuführen was zusammen gehört. Herr Aiden und Miss Lancaster haben schon nach einigem Drängen – sogar Jésus hat geholfen – zugestimmt sich ein Zimmer zu teilen. Mit ein bisschen Hilfe und einem guten Tropfen Wein haben die beiden sicherlich eine wundervolle Nacht verbracht. Ich bin zufrieden. Leider hat Jésus gemerkt was ich vor hatte als ich ihm auch ein wenig Wein anlachen wollte. Aber nun gut, ihn muss ich sowieso mit dieser Constanza zusammenbringen, auch wenn ich finde, dass er der anständigste und freundlichste Herr der Gruppe ist. Gebildet und flink, und seine Schüchternheit und Unbedarftheit ist irgendwie niedlich. In Vodacce findet man so etwas nicht, es sei denn man fragt einen kleinen Jungen.

Aber egal! Er und Constanza gehören zusammen. Die Fäden lügen nicht, und ein Vertrauter muss ja vielleicht nicht so vertraut werden wie ich es manchmal denke.

Mit dem Stallburschen hatte ich ja auch sehr viel spaß. Der war auch nicht ganz so unbedarft. Der hatte sicherlich schon einige Mägde ins Stroh geworfen!

Herr Aiden und Miss Lancaster sind überings ziemlich distanziert. Ich glaube ihnen ist peinlich was zwischen ihnen geschehen ist. Dabei muss einem die schönste Sache der Welt doch nicht peinlich sein! Es sei denn natürlich, Herr Aiden hat Miss Lancaster nicht richtig angefasst! Vielleicht sollte ich raus finden, wie er sich so angestellt hat.

28. Julius

Sowohl positives wie auch negatives scheint ständig meinen Weg zu kreuzen. Aber so scheint das Schicksal gestrickt zu sein, alles Gute muss seinen Gegenpart haben.

Zuerst zu den guten Nachrichten: Miss Lancasters und Herr Aidens Liebe zu einander steigt stetig an! Sie wollte sogar von ihm den Hof gemacht bekommen – dass hat er leider nur nicht so ganz verstanden. Er muss einfach wirklich noch ein wenig lernen was den Umgang mit Frauen anbelangt, aber ich werde ihm da ein wenig unter die Arme greifen. Die Herren beschützen mich schließlich – dann kann ich ihnen im Rahmen meiner Möglichkeiten ja auch Gutes tun.

Die schlechte Nachricht ereilte uns dann gen Nachmittag. Wir waren endlich in Santa Marina angelangt – wir wollte ja nach Los Nublados um dieses Artefakt oder so zu finden – und es ist abgebrannt! Wie schon das erste Dorf. Es muss sich um Don Iago handeln, kein anderer hätte das anstellen können. Kein weltliches Feuer brennt so heiß und wild und gezielt. Wirklich Angsteinflößend diese Art von Magie. Dagegen ist die Schicksalsmagie ja wirklich nur ein lustiges Kinderspiel.

Ich bin froh dass es nicht so viele von diesen Menschen gibt. Und hoffentlich bald einen weniger, denn wir scheinen uns ja Don Iago entgegenstellen zu wollen.

Das haben wir dann auch im übrigen mit Felipe besprochen. Dem Freund von Jésus. Eigentlich wollten wir ja Miss Lancaster bei ihm lassen, aber das war uns nach dem Ereignis in Santa Marina zu gefährlich. Und Pablo hab ich auch gleich gefragt, ob er mit uns mitkommen möchte. Erstens sind kleine Jungs recht flink und kommen teilweise an Orte wo Erwachsene nicht hingelangen, und außerdem tat er mir irgendwie sehr leid wie er da in diesem zusammenbrechenden Aschehaufen eines Hauses hockte und weinte. Ich möchte ihn gut versorgen. Und ein wenig von der Welt zeigen. Und mit dem Herren ist er auch jedenfall in sicheren Händen. Ich glaube in San Eliseo angekommen suche ich mir noch eine nette Zofe die sich dann mit um Pablo kümmert.

Aber erstmal reisen wir am nächsten Tag in diese gruseligen Berge. Ich hoffe bald kommen wir wieder an einen netteren Ort. Einen Hof oder so, und ein bisschen Ruhe und keine so wilden Kämpfe mehr wie in den letzten Wochen. Ein Bad, ein schönes Kleid und einen ruhigen Abend mit Wein und Tanz – dass wäre wirklich mein Urlaubswunsch wenn wir dieses Artefakt gefunden haben!


Sprüche und Übersicht unserer Rollenspiel-Runden
Homepage Stefan Bohnsack, 2008