Neulich beim Rollenspiel

Tagebuch von Irillia Nussano, 3. bis 4. Corantine 1668

Diese Gruppe wird immer schwieriger. Herr Aiden beleidigte mich so maßlos dass ich bisher nicht darüber reden kann. Eine Unverschämtheit die ihm da scheinbar absichtlich herausrutschte. Daraufhin wurde mein Pferd auch noch gestohlen. Zwar von einem Gentleman, aber es wurde gestohlen. Da könnte man meinen irgendeine Schicksalshexe hätte meine Fäden in der Hand, soviel Pech und Streit und Kriege wie ich momentan erleben muss.

Aber ich glaube einfach das liegt an den Herren selbst. Vielleicht haben die Herren selbst ein Schicksal dass es vorhersieht Gefahren und Ärger zu haben. Wer kennt schon Theus Wege...

Naja, wie dem auch sei. Mit neuem Pferde ausgestattet ritten wir weiter. Den Feuermagiern entgegen. Und schon waren wir schon wieder in Ärger verstrickt. Irgendein zerlumpter Capitan mit noch lumpigeren und unfähigeren Gefolge stellte sich uns in den Weg. Nachdem ich das Gefolge ausschalten konnte, schickte uns Jésus weiter um sich mit dem Capitan zu duellieren. Ich sage ja: Die Herren ziehen den Ärger einfach an.

Und dann, angekommen in San Miguel der nächste Ärger: Herr Grégoire mit einer Madame Cosette Larange... Und einem bewusstlosen Fuego Ardentro (wie die Castillier sagen). Und dafür das ich den armen Herren versuche aufzuwecken werde ich auch noch angebrüllt! Einfach ungehobelt diese Gruppe... Bis auf Jésus natürlich. Er hat noch Anstand.

Ich verliere mich schon wieder in meinem Ärger. Also einfach weiter mit den wichtigen Schilderungen. Wie ich vermutet habe sind nicht alle dieser Feuermagier so wahnsinnige Mörder wie Don Iago. Ich konnte mit dem Feuermagier sprechen und ihn überzeugen uns in unserem Kampf gegen Don Iago und seine Bande bestmöglich zur Hilfe zu kommen. Er zeichnete uns sodann eine Karte und wollte für uns den weiteren Weg durch die Berge ebnen, auf dass wir nicht weiter angegriffen werden würden. Und da zeigt sich mal wieder: Einfach mal reden lohnt sich! Man muss nicht immer gleich den Degen ziehen und losstürmen so wie es gewissen Herren vorziehen.

Zumindest brach die Nacht dann allmählich ein. Und Herr Grégoire zog schon wieder den nächsten Ärger an.

Gut, an dem ersten war ich nicht ganz unschuldig. Nachdem er ausschweifend in einer Taverne berichtet hat, was unsere Gemeinschaft in den letzten Wochen getrieben hat, hatte es wohl ein Meuchelmörder auf Grégoire abgesehen. Er erschien einfach aus den Schatten als käme er aus dem Nichts! Und kaum hatte ich das Spektakel bemerkt und wurde der Meuchelmörder auch schon außer Gefecht gesetzt. Er schrie übrings "Logan III. verlangt deinen Tod". Sehr merkwürdig diese Sache. Aber mich interessierte etwas anderes viel mehr. Und zwar der Umhang den der potenzielle Mörder getragen hatte. Ein Stoff – nicht von dieser Welt. Sehr faszinierend. Ich hing mir also diesen Umhang um, und lief den Weg dieses Mönches – oder was auch immer er gewesen sein mag – nach. Und tatsächlich im Schatten verschwamm die Welt vor meinen Augen.

Aber es war sehr beängstigend. Ich war auf dieser Ebene die Herr Jésus beschrieben hatte. Leere graue Einöde. Ein Nichts. Und der Himmel war fast gänzlich schwarz. Bis auf eine dämonische Fratze die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Immer wenn ich zu Ihr empor sah, wütete Sie und stieß gegen den Himmel als wäre es eine Glasscheibe die sie zu durchbrechen versucht.

Das einzige was mir als Möglichkeit erschien war, dass es sich entweder um eine Halluzination handeln müsste, oder aber um eine Art Magie die mit den Schatten und vielleicht auch mit der geistigen Kraft zusammenhing. In beiden Fällen wäre die Lösung die gewesen, zu der ich auch gelangte – ich stellte mir den Ort vor: San Miguel. Nur war ich nicht auf dem Boden des Dorfes. Ich schwebte über ihm. Ich stand in der Luft wie auf einem unsichtbaren Podest. Ich tat einen Schritt vorwärts und tatsächlich konnte ich gehen, aber ein Schritt waren tausende auf dem Boden. Nur durch diesen einzigen Schritt, war ich der Küste unsagbar nah. Vorsichtig versuchte ich genau diesen einen Schritt zurückzugehen. Und es gelang mir.

Die Magie des Umhanges, die Kraft des Geistes reichten aber noch weiter. Ich stellte mir vor als würde ich eine Treppe hinabgehen und siehe da, ich schwebte auf das Dorf zu. Langsam, aber ich kam dem Ziel näher. Während der ganzen Zeit beobachtete mich diese abscheuliche Kreatur am Himmel. Mit Sicherheit ein direkter Diener Legions! Und tatsächlich – kein Schicksal, keine Fäden – nur Hass steckte in dem Wesen des Abgrundes. Ein Bild und ein Gefühl was mich sicher noch oft in meinen Träumen verfolgen wird.

Und trotz dieser Angst vor dem was da auf mich wartete war mein Wille nur umso stärker wieder zurückzukehren und als ich kurz über dem Boden des Dorfes schwebte und mich in den Schatten des Stalles stahl, kehrte ich wie durch Geisterhand zurück. Nur waren nicht wenige Minuten vergangen wie es mir vorkam, es waren Stunden in San Miguel zerronnen. Stunden in denen Jésus und Grégoire mich gesucht hatten – und dabei rein zufällig eine ganze Schar von diesen Mönchen mit Umhängen entdeckt haben.

Grégoire wollte natürlich schnellst möglich zu Don Iago, wurde seine hundertste Geliebte (Ich glaube er verliebt sich in jede – wie gut dass mein Interesse für ihn beigelegt ist) doch von eben diesem Feuerteufel entführt. Allerdings wollte Jésus zuerst zu diesen Mönchen zurück. Die Tür war jedoch versperrt und auf der Suche nach einem Hintereingang stießen wir tatsächlich auf das Grab von San Rosa.

Wie von Geisterhand öffnete sich Jésus und mir eine kleine Holzpforte und dahinter erwartete uns tatsächlich die Rüstung von San Rosa. Nur dass ich ihr nicht Nahe kommen konnte, geschweige sie berühren. Wie sich herausstellte ist dies ein Schutz gegen magiebegabte Personen. Zumindest erzählten uns dass sogleich die scheinbaren Wächter der Rüstung. Wie der meuchelnde Mönch zuvor tauchten sie mit den Umhängen allesamt aus dem Nichts aus.

Es stellte sich auch heraus dass nur Gläubige Theusmenschen durch diese Pforte gehen konnte – weswegen Grégoire und Herr Aiden im übrigen nicht hineinkamen. Dies wunderte mich in Bezug auf meine Person jedoch ein wenig, wo ich mich doch auch in der Nähe der Rüstung so schlecht fühlte. Doch scheinbar blickt die Tür über das Blut hinaus und in das Herz hinein. Ich werde da wohl noch eine Weile drüber nachdenken müssen. Zumindest wollten die Wächter sich dann beraten – auf unsere Frage hin ob sie uns bezüglich Don Iago unterstützen würden.

Nun wartenten wir also draußen auf die Ankunft dieser Wächter. Während Grégoire nur schimpfte er wolle endlich los – plant Herr Aiden wohl irgendwen anzugreifen oder ähnliches. Ich versuchte einfach nur so gut es ging wieder einmal die Herren zu ignorieren. Und dann kamen endlich die Wächter zurück. Einige Fragen beantworteten sie uns – und nun ja, das Geheimnis war nun auch gebrochen. Durch die Diskussion über mein Blut und Meinesgleichen – so dumm konnten die Herren auch gar nicht sein – war nun einfach recht schnell klar, dass ich eine Schicksalshexe bin. Und obgleich mir anklagende Blicke geschenkt wurden, und sogar gefordert wurde ich möge einen Schleier tragen! Pah! Hielt Jésus zu mir. Ich glaube ich habe noch niemals zuvor einen solch netten Satz gehört wie er ihn vor versammelter Gemeinschaft aussprach: "Der linkshändige Teufel vertraut dieser Schicksalshexe."

Gut, in diesem Kontext mag es vielleicht nicht unbedingt viel Gewicht haben, aber es war einfach eine sehr nette Geste. Und ein Zuspruch. Ein Zuspruch, dass ich vertrauenswürdig sei. Ich glaube ich muss mich in einer ruhigeren Minute noch einmal in aller Form dafür bedanken.

Und das mit diesen Umhang – ich wollte ihn auf der einen Seite zurückgeben, aber sie sagten es sei keine böse Magie. Ich dachte auch die Herren wollten dieses Stück behalten, für Analysen... Schnelle Fluchten, und mich interessiert die Magie so sehr die dahinter steckt.

Aber ich konnte mich nicht recht entscheiden. Sie brachten uns zusammen mit unseren Pferden in die Nähe von Don Iagos Festung. Wir reisten über ihre Umhänge durch diese Ebene. Um genau zu sein ist es im übrigen eine Zwischenebene. Eine Grenze, die unsere Welt von dem Abgrund trennt. Eine sehr interessante Angelegenheit.

Ich habe Ihnen also aufgrund dieser ganzen Eindrücke und dieser kurzen Zeit versäumt den Mantel zurückzugeben. Vielleicht war ich auch einfach zu unentschieden. Ich weiss nur, wenn ich sie das nächste Mal sehen sollte werde ich Ihnen den Mantel zurückgeben. Ich kann sowieso nichts weiter alleine darüber hinausfinden. Vielleicht verraten sie mir ja etwas wenn sie dafür ihre Habe zurückerhalten.

Nun muss ich aber meine Ausführungen beenden denn die Herren wollen sich einmal mehr in den Tod stürzen. Don Iagos Festung liegt vor uns und die Sonne verglüht allmählich. Im Schutz der Dunkelheit werden wir uns – hoffentlich heimlich – Zutritt verschaffen. Und ich will einmal schauen ob ich die Herren nicht von ihren Degenknauf fernhalten kann und die Dinge anders gelöst bekomme. Zumindest für die Feuermagier habe ich mir schon etwas überlegt. Wollen wir doch einmal sehen was sie zu einer waschechten Schicksalshexe sagen!


Sprüche und Übersicht unserer Rollenspiel-Runden
Homepage Stefan Bohnsack, 2008