The Great Pendragon Campaign

Auszug aus dem Tagebuch von Fercus, April bis Juni 497

Der Winter ist vorbei!

Wir haben ihn gut überstanden. Fflergant wurde zwar auf einer Patrouille in Scharmützeln mit den Sachsen verletzt, aber sonst war der Winter geradezu langweilig. Die Ernte des vorherigen jahres war gut genug gewesen, um uns nicht Hungern zu lassen. Von außen drangen kaum Nachrichten nach Hertford, außer dass die Versammlung der cornischen Bischöfe das Schwert zu London als Fälschung hinstellt und dass zum von Bischof Dubricus ausgerufenen Concilium Supremum nur noch Duke Ulfius of Silchester und Baldwin of Britain erschienen. Die anderen hielten es nicht für nötig oder überflüssig.

Doch nun stand Ostern vor der Tür! Und das sollte groß gefeiert werden. Earl Gilbert wollte ein großes Turnier ausrichten, um dem edlen Sieger die Hand seiner Nichte Lady Nia zu überreichen. Oh, wie verzweifelt war Gessius als er davon hörte. Sollten doch nur die edelsten der Edlen an diesem Tunier teilnehmen: Sir Cedric, Sohn des Duke Ulfius, Sir Aberthol, Sohn des Earl Dafydd of Huntington, Sir Eus, Sohn von Earl Macsen of Lonazep und Sir Marcus, Sohn des Praetors von Dorset. Es war praktisch ausgeschlossen, dass Gessius erlaubt werden würde teilzunehmen, da er nur ein landloser Hausritter war. Mochte er noch so sehr seine Stärke und Tapferkeit bewiesen haben. In seiner Kopflosigkeit waren natürlich wieder wir es, seine Brüder und Vettern, die ihm halfen.

Fflergant sprach Sir Ricerch, den Steward zu Hertford, an. Wir wussten ja, dass er Gessius nicht vollkommen ungewogen war, as die die Hand seiner Schwester anging. Er überlegte nicht lange und sagte Fflergant, dass wir am Abend den Earl als Garde zur MEsse am Karfreitagabend begleiten sollten und dass er uns danach sprechen würde.

Gesagt getan. Zwei Stunden mussten wir in der Kälte frieren, denn es war noch erbärmlich kalt draußen, während drinnen lateinische Choräle erklangen. ich wusste nicht was für mich das geringere Übel war: Draußen zu frieren, oder mich drinnen zu Tode zu langweilen. Draußen konnten wir uns wenigstens noch unterhalten. Als die Besucher der Kirche diese verließen winkte uns Sir Recerch zur Seite und eröffnete uns einen geradezu genialen wie auch irrsinnigen Plan:

Er hatte in einer Mühle unweit am Fluss nördlich von Hertford 5 geschwärzte Rüstungen hinterlegt. Wir sollten noch am Abend unter falschem Auftrag dorthin reiten, die Nacht dort verbringen und am nächsten Tag unter Anrufung des "Rechts des Neuankömmlings", wie es Sitte und Gebrauch ist, unerkannt am Turnier teilnehmen. Gessius zögerte kurz, da er die Gefahren dieses Unternehmens durchaus erkannte, doch wir redeten ihm zu: Das wäre seine einzige und letzte Chance Lady Nia zu erobern. Also schlugen wir alle gemeinsam ein und ritten noch in der Nacht unter dem Vorwand einer Nachrichtenübermittlung nach Royston los und jammerten unseren Kameraden etwas vor, von wegen dass wir ja nicht das Turnier sehen würden... Irgendwie kam mir das zwar in dem Moment wie Betrug vor, doch eine innere Euphorie hatte uns gepackt und ließ uns nicht mehr los.

Bei der Mühle angekommen wurden wir vom Müller in Empfang genommen, der uns Schlafplatz und Rüstung für den morgigen Tag wies. Wir nutzen die Gelegenheit noch etwas Schlaf zu ergattern und machten uns am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe und neu gerüstet auf zum Turnierplatz von Hertford, wo bereits alles vorbereitet wurde zum Beginn. Earl Gilbert war in keiner Weise begeistert uns namenlose Ritter zu empfangen, doch dem Vortrag von Gessius und seinem Appell an das Recht des Neuankömmlings konnte er sich nicht entziehen, auch wenn Duke Ulfius ihm scheinbar etwas anderes riet. Schließlich war die Befürchtung nicht von der Hand zu weisen wir könnten Ritter der Feenwelt sein und uns furchtbar rächen, wenn dieses alte Gesetz gebrochen würde. Ich musste unwillkürlich dabei lächeln. Man wies uns ein Zelt am schlechtesten Ende des Platzes, aber dort hatten wir wenigstens Ruhe vor allzu viel Neugierigen. Bald darauf begann das Turnier.

In der ersten Runde traf die Mannschaft von Silchester auf Huntington. Der großgewachsene Cedric und seine Mannen besiegten die Ritter um den eher gedrungen wirkenden Sir Aberthol ohne Mühen. In der zweiten Runde besiegte Lonacep Dorset mit ebenso wenig Anstrengung, wobei dies weniger am Charisma des unscheinbaren Sir Eus als viel mehr an der lustlosen Kampfweise des Sir Marcus gelegen haben mochte, der seine Gegner betrachtete, als wären es nur lästige Fliegen.

Dann begann unser erster Kampf und ein Alptraum.

Wir trafen auf die Ritter aus Silchester und mein Schwertstreich begann den Kampf, unseren Sieg und unseren Untergang zugleich. Mein erster Schwerthieb durchdrang Schild, Brünne und Fleisch meines Gegners mit Leichtigkeit und er fiel tödlich getroffen zu Boden. ich war wie vom Schlag gerührt, war es doch Sitte Schläge so abzumildern, dass nur verletzt, aber nicht getötet wird. Mein erster Hieb hatte dieses ungeschriebene Gesetz gebrochen. Doch war mir bis dahin nicht bewusst gewesen, mit welcher Kraft mein Arm hätte zuschlagen sollen, um ihn weniger hart zu treffen. Doch dies war erst der Anfang von dem an uns das Publikum mit Misstrauen, Furcht und Hass ebenso zu übergießen begann wie unsere Gegner. Gessius konnte mit einer geschickten Finte Sir Cedric verletzten und er musste den Platz verlassen. Und ich war es erneut der uns mit Schande bedeckte, als mein nächster Schlag einen weiteren Gegner blutüberströmt zu Boden gehen ließ und er vom Platz getragen am Rande seinen Atem aushauchte. Fflergant und Quintus warfen ihre Gegner zu Boden und wir siegten in unserer ersten Runde. Doch zu was für einem Preis? Zwei Gegner waren tot, die Mannschaft Silchesters damit fast ausgelöscht, doch wir damit fast entehrt.

Es folgten die Kämpfe Lonazep gegen Hungtington, in dem diesmal Lonazep siegte, uns unser Strauß gegen Dorset, in dem diesmal Gessius beinahe Sir Marcus umbrachte... Eine Katastrophe! Was würde der Praetor fordern, wenn wir uns zu erkennen gäben? Unseren Kopf? Doch wie in Trance kämpften wir weiter, besiegten Dorset, sahen wie sich Lonacep sich kampflos den verbliebenen dre Rittern aus Silcherster ergab, kämpften gegen Huntington siegreich, wobei Fflergant schwer verwundet wurde, was mit Jubeln begrüßt wurde... Wir merkten welchen Hass wir auf uns geladen hatten. Im letzten Kampf gegen Lonazep waren wir schließlich auch siegreich... Doch erneut fielen zwei Ritter von Quintus und Gessius Hand tödlich getroffen in den Staub... Oh, welche Schmach würde uns erwarten?

Wir mussten uns selbst Mut zureden und gingen schwankenden Schrittes doch festen Sinnes vor Earl Gilbert, wo wir uns zu erkennen gaben. Lady Nia sank bleich wie ein Linnentuch zu Boden, als sie Sir Gessius erkannte. Earl Gilbert ließ uns sofort in Ketten legen und wegen Bruch des Eides, dem wir ihm geleistet hätten, abführen. In seiner Halle hielt er erstes Gericht über uns, wo wir uns für voll schuldig befanden und uns seiner Gnade unterwarfen. Einziger Lichtblick schien, dass er dem Wüten des Praetors von Dorset nicht nachgab und auch weiterhin sein versprechen einzuhalten versprach, den Sieger des Turniers, der Gessius nun war, mit Lady Nia zu vermählen.

Danach wurden wir für fast drei Wochen in ein finsteres, kaltes und dreckiges Kellerloch geworfen, dass Fflergant mit seiner Verletzung nut knapp überlebte. Wir verkamen darin in unserem eigenen Kot und mit nur unzureichend Essen und unter der Gesellschaft von Ratten ohne jeglichen Zeichens unseres Standes und angemessener Kleidung zu Schatten unserer selbst. Als wir nach dieser Zeit herausgeführt wurden und aus dem Loch hervorstolperten und wieder frische Luft atmeten, empfanden wir dies fast als Elysium. Wir wurden notdürftig in Kutten gekleidet und mit kaltem Wasser gewaschen, bevor wir auf Pferden ausritten, von Hertford fort zum Kloster St. Albans. Dort wurde uns vor dem Abt eröffnet, dass wir zur Reinigung unserer Seelen zwei Monate dort zu leben und am Alltag der Mönche teilzunehmen hätten. Besser als der Keller war es allemal. Wir bekamen zu Essen, unsere Haare und Bärte wurden gestutzt, und wir durften uns hinlegen... Doch nur für kurze Zeit, denn ab diesem Moment waren wir den harten Riten der Mönche unterworfen, die uns alle zwei Stunden zum Gebet riefen, von denen wir nur das wenigste verstanden, da sie auf Latein gehalten wurden. Insgesamt wurde uns am tag fünf Stunden Schlaf mit Unterbrechungen gewährt. Ansonsten mussten wir schwere körperliche Arbeit im Klostergarten oder den Klosterländereien verrichten. Beim Essen, dass mehr als fade und geschmacklos war und meist aus dünner Gemüsesuppe mit Bier bestand, musste geschwiegen werden. Dennoch lernten wir in der Zeit viele Gebete, besonders wenn wir jeden Samstag drei Stunden zu besonderen Bußestunden ausgestreckt am Boden liegend in der Kirche verbrachten. Dennoch überkam uns die reine Langeweile an diesem Leben und wir konnten kaum erwarten dass diese Zeit vorgehen würde.

Im Juni des Jahres wurden wir verabschiedet, und das nicht unfreundlich, hatten wir uns doch nicht eben ungeschickt angestellt. Man überließ uns bessere Kleidung und wir wurden von Sir Morial am Tor erwartet und er verriet uns dass Earl Gilbert uns auf Castle Wakely erwarten würde, was wir im Jahr zuvor auf unserer Jagd als Ruine besucht hatten. Er überließ uns Pferde und genügend Proviant für die Reise. Wir ritten so schnell es uns möglich war. Auf dem Weg fiel uns auf, dass der Pfad, den wir noch im Jahr zuvor kaum hatten sehen können inzwischen mehr bereist worden sein müsste, denn sogar Wagenspuren waren sichtbar.

In Wakely nach zwei Tagen angekommen sahen wir rege Betriebsamkeit. Überall waren Menschen am Bäume fällen oder mit dem Errichten von Hütten oder dem einpflügen von Feldern beschäftigt. Man führte uns zu Earl Gilbert der Gessius eine harte Aufgabe auferlegte: Gessius solle dieses Stück Land bis zum nächsten Frühjahr nicht nur roden, urbar machen und fünfzig Menschen über den Winter bringen, sondern es solle auch genug abwerfen, damit er damit sich, und vor allem die mit Lady Nia zu gründende Familie ernähren könne. Dann, und nur dann, würde er ihm die Hand seiner Nichte auch tatsächlich übergeben. Bis zum Frühjahr wäre es uns außerdem verboten Hertford zu betreten. Wir waren uns durchaus bewusst, dass es schon spät im Jahr war, noch viel Land zu roden und viel zu bauen gab... Dennoch nahm Gessius das Angebot an und wir, seine Brüder und Vettern versprachen ihm jegliche Hilfe, die wir zu leisten im Stande sein würden. Und so begann unsere Arbeit in Wakely.

Sprüche, Tagebuch, Charaktere der Pendragon-Montagsrunde
Homepage Stefan Bohnsack, 2007, restliche Inhalte durch die Gruppe