The Great Pendragon Campaign

Auszug aus dem Tagebuch von Gessius, Frühjahr 502 AD

Der Frühling war fast vorüber und die Sonne schien schon mit unbändiger Kraft auf Hertford herab. Ich hatte wie immer die letzten Monate viel am Hofe zu tun. Als Steward oblag mir die Organisation des täglichen Geschäftes am Hofe Earl Gilberts. So kam es auch, dass ich kaum bemerkte wie meine Anverwandten einer nach dem anderen Anfang Mai in Hertford eintrafen. Alle hatten den Winter gut überstanden und sich in ihren neuen Lehen gut eingelebt. Jedenfalls hatte es den Anschein, als seien die Strapazen des vergangenen Jahres bereits vergessen. Besonders glücklich schienen mir die frisch verheirateten Brüder Fflergant und Fercus. Allerdings muss ich neidlos anerkennen, dass sie bei ihren wunderschönen Gattinnen auch keinen Anlass zur Unzufriedenheit hatten.

So wieder versammelt wurde uns von Earl Gilbert aufgetragen eine Nachricht an König Leodegrance of Cameliard nach Carohaise zu überbringen. Scheinbar wollte der Earl einen Bündnis mit dem Königreich im Nordwesten eingehen.

So machten wir uns auf den Weg. Samt unserer Frauen, sechs Hausritter und einigen Dienern brauchten wir 16 Tage bis wir in Carohaise eintrafen. Die Gegend hatte sich während unserer Reise kaum verändert. Ich war zwar noch nie außerhalb Logres dennoch kam mir die Gegend um Carohaise vertraut vor.

Carohaise war die größte Stadt, die ich bis dahin erblickt hatte. Größer als Hertford und voller umtriebiger Menschen. So muss es auch in London sein. Doch wir hatten nichts gesehen, bevor wir nicht die Burg erspähten. Sie erhob sich vor uns in all ihrer Pracht. Scheinbar wurde die gesamte Burg in ein Steingebäude umgebaut. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Überall waren Steinmetze und andere Arbeiter zugange um diese bis dahin schon eindrucksvolle Feste noch sicherer zu gestalten. Wie wir später erfuhren, geschah dies um den Iren, die gelegentlich Ansprüche auf Cameliard erheben, besser trotzen zu können. Jedenfalls war allein der Anblick dieses Bauwerkes die Reise wert.

Wir wurden gebührend empfangen und sogleich zu König Leodegrance geführt. Dieser saß in seiner Halle aus Stein, in welcher sich außerdem ein seltsamer runder Tisch befand, dessen Sinn und Zweck sich mir nicht wirklich erschloss. König Leodegrance hieß uns willkommen und wies uns luxuriöse Zimmer mit Betten zu. Welchen Reichtum muss dieser Mann sein Eigen nennen. Am Abend desselben Tages wurde zu unseren Ehren ein Festmahl veranstaltet, dass wahrscheinlich in Logres seinesgleichen sucht. Es wurden die köstlichsten Speisen und der edelste Wein aufgetragen. Wir aßen und tranken bis wir nicht mehr konnten oder uns die Trägheit übermannte. Uns Männer trieb es dann unter erheblichem Weineinfluss ins Bett oder wir wurden irgendwie auf unsere Gemächer gebracht. Wie das genau geschehen ist, konnte am nächsten Morgen keiner mehr sagen.

Das Problem war jedoch genau dieser nächste Morgen. Mit brummendem Schädel wurden wir in aller Herrgottsfrühe geweckt, da sich König Leodegrance wohl entschlossen hatte eine Jagd zu veranstalten. Welch grausame Idee in meinem Zustand. Als ich meine Gemächer verließ, stellte ich fest, dass es Fercus und Flergant ähnlich ging. So taumelten wir in den Hof, wo wir bis auf König Leodegrance noch mehr Personen im Halbschlaf vorfanden. Dieses berauschende Fest war wohl an keinem spurlos vorbei gegangen. Wie beneidete ich zu diesem Zeitpunkt unsere Ehefrauen, die sich weiter ihren Träumen hingeben konnten.

Im Wald angekommen wurde uns ein Jäger mit Namen Pete und einer der besten Wildwechselpfade zuteilt. All das bekam ich jedoch nur halb mit. Da unsere Jagdkünste, abgesehen denen von Fercus, zu wünschen übrig ließen, gestaltete sich der Morgen als sehr zäh und langweilig. Bis auf ein mickriges Kaninchen kreuzte nichts unseren Weg. Nach einiger Zeit kamen wir zu einer Hütte, vor der eine junge Frau lauthals einen Namen zu rufen schien. Wir traten näher an sie heran und fragten nach ihren Intentionen. Sie erzählte uns, dass ihr Mann, ein Jäger namens Perry, gestern Abend nicht nach Hause zurückgekehrt sei. Auf diese Notlage hin erklärte ich uns bereit ihren Mann zu suchen und wiederzubringen. Und wieder machten wir uns auf den Weg. Angespornt etwas anderes zu tun können als jagen, entschwand meine Müdigkeit und ich war bereit für neue Taten.

Fercus fand die Spur des Jägers recht schnell und wir verfolgten diese, bis vor uns auf dem Weg ein Wolf, der sich scheinbar am Hinterbein verletzt hatte, auftauchte. Auf alle Fälle hatte er große Schmerzen. Unsere Pferde waren unruhig und so waren alle bis auf Fercus der Meinung, es wäre das Beste gewesen, wenn wir einen Weg um das Tier herum durch den Wald suchen würden. Fercus jedoch näherte sich wagemutig dem Wolf, der seine Zähne fletschte. Es gelang ihm tatsächlich das Bein des Wolfes zu versorgen.

Nun trat aber etwas anderes zu Tage. Von uns unbemerkt fiel Fercus auf, dass der Wolf in einer Grube saß, welche einem riesigen menschlichen Fußabdruck ähnelte. Ungläubig überzeugten wir uns von der Wahrheit seiner Aussage, um dann doch weiter der Spur des Jägers zu folgen.

Die Spur endete bei einem verwundeten Mann, der sich uns als Craig vorstellte. Scheinbar war es ein Wilderer, der in diesen Wäldern sein Unwesen trieb. Auf die Frage, was ihn denn so schlimm am Arm verwundet habe, antwortete dieser Strolch, dass ein 15 Fuss großes Mädchen ihn verletzt hätte. Zu diesem Zeitpunkt hörten wir ein lautes Donnern und Grollen, obwohl keine Wolke am Himmel zu sehen war. Die Sache wurde immer unheimlicher. Sollten hier wirklich Riesen ihr Unwesen treiben? Der Wilderer sagte uns, dass das Mädchen in Richtung der Berge verschwunden sei. Wir waren der Überzeugung, dass das Verschwinden des Jägers Perry auch mit diesen Erscheinungen zu tun haben könnte. Wir folgten der beschriebenen Richtung und kamen zum Rand des Waldes. Uns bot sich dort ein groteskes Bild. Ein wahrlich 15 Fuss großes Riesenmädchen mit Zöpfen hielt einen um Hilfe rufenden Mann in der Hand und schien mit ihm zu spielen. Ich gab meinem Pferd die Sporen und redete auf die Gestalt ein den Mann, der tatsächlich Perry war, zurück auf den Erdboden zu stellen. All unsere Versuche das Mädchen zu überzeugen scheiterten jedoch. Während dessen wurde das Donnern und Grollen um uns herum im lauter und deutlicher, fast so als würde es sich auf uns zu bewegen. Auch das Mädchen schien von den unheimlichen Geräuschen eingeschüchtert zu sein.

Als das Grollen und Donnern schon sehr nah war, traten aus dem Norden zwei noch größere Riesen aus dem Wald hervor. Beide waren wohl 30 Fuss groß. Es handelte sich um die Eltern des Mädchens. Es packte mich ein Gefühl der Angst und ich überlies erst einmal anderen das Reden. Irgendwie gestikulierte Fercus jedoch so geschickt, dass die Riesen von unserer Friedfertigkeit überzeugt waren. Mit einem Grollen und Donnern wies der Vater das Mädchen an, den Mann doch herunterzulassen. Widerstrebend folgte sie dem Wunsch ihres Vaters. Wir schnappten uns Perry und ritten so schnell wir nur konnten zurück zum Wald. Ich wollte nicht länger als nötig in der Nähe dieser unheimlichen Geschöpfe verbleiben.

Wir lieferten Perry wieder zuhause bei seiner Frau ab und zum Dank erlegte er für uns einen Hirsch. Nun hatten wir doch eine Jagdbeute. Zwar war diese längst nicht so eindrucksvoll wie die drei Böcke, die König Leodegrance erlegt hatte, aber schließlich mussten wir uns um wichtigere Angelegenheit kümmern. Allerdings glaubten uns nicht alle am Hofe die merkwürdige Begegnung mit den Riesen.

Am nächsten Tag unterschrieb König Leodegrance die Bündnispapiere und wir machten uns etwas beschämt auf den Rückweg, da wir König Leodegrance gebeichtet hatten den Hirsch doch nicht selbst erlegt zu haben.

Earl Gilbert war zufrieden und alle, bis auf mich, der ich weiterhin als Steward in Hertford für Ordnung sorgte, verbrachten den Sommer auf ihren Lehen. Wir waren glücklich, zudem Nia zu diesem Zeitpunkt bereits wieder schwanger war und unser viertes Kind erwartete. Doch sollte diesmal alles anders kommen. Im Januar war es dann soweit. Die Wehen setzten ein, allerdings etwas zu früh. Nia war zu diesem Zeitpunkt durch eine Grippe sehr geschwächt und so kam es, dass meine wunderschöne Frau bei der Geburt unseres zweiten Sohnes von uns ging. Mein Leben lag zu diesem Zeitpunkt in Trümmern. Ich würde all meine Besitztümer, all meine Titel, ja sogar mein eigenes Leben geben um sie wieder auf diese Welt und zu ihren Kindern zu holen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, was ich tun sollte, außer mich bestmöglich um meine Kinder zu kümmern.

Sprüche, Tagebuch, Charaktere der Pendragon-Montagsrunde
Homepage Stefan Bohnsack, 2007, restliche Inhalte durch die Gruppe